Grenzgeflüster, 2 Strassenlaternen manipuliert, 2021, Kaiserstuhl und Hohentengen

Esther Kempf

Künstlerin
 

(*1980) Der Raum und wie er wahrgenommen wird, die Worte, mit welchen Orte, Gegenstände und Geschehnisse beschrieben werden, sind häufig Ausgangpunkt ihrer Werke. Esther Kempf arbeitet experimentell und stark auf ihr Umfeld reagierend. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

Grenzgeflüster

Installation, 2 Strassenlaternen manipuliert, 2021

In den späten Abendstunden nach Sonnenuntergang entfaltet die Arbeit von Esther Kempf ihre volle Poesie und ihre geheimnisvolle Leuchtkraft. Unweit der Grenzbrücke steht beidseits des Rheins eine flackernde Laterne im Austausch mit ihrem Gegenüber. Gottfried Keller, dessen romantisch-historische Novelle Hadlaub nur einen Steinwurf entfernt ihren Anfang nimmt, hätte an diesem Kunstwerk wohl seine helle Freude gehabt. Wie zwei unglücklich getrennte Liebende harren die Laternen im sehnsüchtigen Zwiegespräch am Ufer aus. Oder sind wir etwa auf falscher Fährte? Werden wir gerade Zeugen der klandestinen Nachrichtenübertragung einer Schmugglerorganisation? Gut getarnt wäre die subtile, in die Umgebung eingebundene, ja mit ihr verwachsene Lichtinstallation auf jeden Fall. In welcher kryptischen Sprache die zwei unterschiedlichen Laternen auch flüstern mögen, ihr Austausch scheint nicht abzureissen. Dieser Dialog macht die Grenze nicht nur spürbar, sondern verweist gleichzeitig auf die Voraussetzung für deren Überwindung.

Kaiserstuhl und Hohentengen: Ufer bei der Rheinbrücke

estherkempf.com