Hochrheintriennale, Kunst, Kaiserstuhl, Jenzer, Krähenbühl, hohentengen, Daniel Hertli

Künstler*innen (ortsspezifische Arbeiten)


Recherchearbeit in Kaiserstuhl AG vom 6. bis 11. Juli 2020

Paloma Ayala

Künstlerin
 

An der Grenze zu den USA in Mexico geboren, führt die Künstlerin in ihrer Arbeit eine dezidiert gesellschafts-politische Auseinandersetzung in den Themenfelder Grenze, Bewohner*innen, Migration und Austausch. Paloma Ayala lebt und arbeitet in Baden und Zürich.

Siluetas de Papa

Sozialraum Intervention [24.07. – 01.08.2021], 2021

Die künstlerische Praxis von Paloma Ayala basiert auf der Idee des kollektiven, gemeinschaftlichen Arbeitens, dem Teilen von Wissen und des verantwortungsvollen, schonenden Umgangs mit natürlichen Ressourcen. Dieser Arbeitsweise folgend lud sie kurzerhand die Künstlerinnen Anne-Laure Franchette, Caterina Giansiracusa, Jocelyn López, Carolina Opazo und Kay Zhang ein, mit ihr das Projekt Siluetas de Papa oder zu Deutsch Umrisse der Kartoffel zu entwickeln. An bester Lage in Hohentengen schaffen die Künstlerinnen einen Ort der Zusammenkunft, des Austauschs sowie des gemeinsamen und gegenseitigen Lernens. Alle sind dazu eingeladen, teilzuhaben und ihr Wissen einzubringen. Der selbstgebaute Grubenbackofen wird dabei gleichermassen zum Inkubator und Symbol für das gemeinsame Schöpfen und Zusammenbringen von Nahrungsmitteln wie das Kreieren von Gemeinschaft. Dazu bedienen sich die Künstlerinnen des Kochens und Essens als künstlerische Instrumente, um einen Prozess des Heilens und Verbindens von Mensch und Natur einzuleiten. Eine Vielzahl von Formaten von Mediationen, Audiostücken, Soundinstallationen bereichern die Arbeit. Öffentliche Workshops, wie das Kultivieren von Hefe und das Herstellen von Sauerteig, setzen sich künstlerisch praktisch mit jahrhundertealten Traditionen und Symbiosen zwischen Mensch und Natur auseinander.

Hohentengen: Auenweg 1A

palomaayala.com

 

From Netflix with Love, A8 Deluxe Flashing Arrow Sign, 2021 in Hohentengen

Haus am Gern

KünstlerInnen-Duo
 

Barbara Meyer Cesta (*1959) und Rudolf Steiner (*1964)

Haus am Gern arbeitet explizit kontextbezogen und schafft interdisziplinäre Situationen, in welchen sie oft in Auseinandersetzung mit einer involvierten Öffentlichkeit gesellschaftsrelevante Themen untersuchen. Sie setzen sich mit Konventionen, Regeln und Zeichen auseinander, stellen diese einander gegenüber und zur Diskussion. Haus am Gern leben und arbeiten in Biel/Bienne (CH)

From Netflix with Love

Zweiteilige Arbeit: A8 Deluxe Flashing Arrow Sign, diverse Materialien; 

Postkarte A5, Papier, beide 2021

Wir kennen sie aus Filmen oder eigenen Reisen in die USA: die Roadside Message Board Signs, mobile Werbetafeln mit austauschbaren Buchstaben, die am Strassenrand auf Tacos, Autoteile oder Veranstaltungen hinweisen. Das Duo Haus am Gern hat ein solches Roadside Board in einer Serie auf Netflix entdeckt. Es ist in dieser Szene jedoch nicht mit Werbung, sondern – ein maximaler Kontrast – mit romantischer Poesie aus dem 17. Jahrhundert von William Wordsworth versehen, wie das Exemplar, das Haus am Gern in Hohentengen an die Hauptstrasse gestellt hat: «LEAVE TO THE NIGHTINGALE HER SHADY WOODS». Haus am Gern haben sich allerdings nicht darauf beschränkt, dieses Zitat eines Zitats im Strassenraum zu platzieren, sondern setzen ihr Werk, ein Netz aus Verweisen auf Vorangegangenes, in der Publikation zur Hochrhein Triennale fort. Ein Screenshot auf der zum Werk gehörenden Karte zeigt die betreffende Filmszene und rückseitig finden wir einen Auszug des Originalgedichts. From Netflix with Love spannt einen Bogen von der Romantik ins Heute und von der Literatur über den Film zur Skulptur bis in die Konzeptkunst, in dem es das poetische Zitat durch die Zeit und künstlerische Gattungen wandern lässt. Durch deren Verschränkung knüpfen Haus am Gern ein vielschichtiges Gewebe von Verweisen und Referenzen, das unter anderem Fragen nach dem Stellenwert von Original und Kopie aufwirft, die Bedeutung kultureller Aneignung thematisiert und die Poesie zurück in den Strassenraum bringt, der ansonsten zunehmend zur Werbefläche mutiert. 

Hohentengen: Hauptstrasse 29 

hausamgern.ch

 

Chroniken von Arbeit, Performance (24.07. - 05.09.2021), 2021 Antonius Kapelle

Sophie Innmann

Künstlerin
 

(*1986 Münchberg) Ausgehend vom Ort und seinem kulturellen Kontext erarbeitet die Künstlerin Werke, an denen sie Besucher*innen und Bevölkerung teilhaben lässt. Dadurch ergeben sich enge Verflechtungen von individuellen und kollektiven Geschichten. Sophie Innmann ist Preisträgerin der Kunststiftung Baden-Württemberg und hat an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe studiert.

Chroniken von Arbeit

Performance [24.07. – 05.09.2021], 2021

Viermal täglich werden die Glocken der St. Katharina Kirche in Kaiserstuhl von Weitem gut hörbar geschlagen: Um 6 Uhr, 11 Uhr, 16 Uhr und 19 Uhr. Das sogenannte Angelusgeläut hat nebst seiner ursprünglichen Funktion als Gebetsaufruf in der Vergangenheit auch den Arbeitsalltag der Bevölkerung strukturiert, den Tagesbeginn oder den Zeitpunkt von Mahlzeiten markiert. Doch längst haben sich in vielen Berufen die Arbeitszeiten verändert oder wurden flexibilisiert, und nicht nur auf dem nahe gelegenen Flughafen Kloten oder in der Pflege wird heute rund um die Uhr gearbeitet. Sophie Innmann nimmt sich in ihrer Performance Chroniken von Arbeit dieser Thematik an, kehrt aber den Spiess um und lässt die Glocke nach dem Rhythmus der Menschen vor Ort schlagen. Die Künstlerin will buchstäblich neue Zeiten einläuten. Über einen Aufruf in diversen Lokalzeitungen hat sie die vielfältigen Arbeitszeiten und Tagesstrukturen der Bevölkerung ermittelt und übersetzt diese in ein akustisches Porträt. Auf der Hohentengener Seite des Rheins gegenüber der St. Katharina Kirche läutet die Künstlerin während der Hochrhein Triennale täglich zu unterschiedlichen Zeiten die Glocke der Kapelle St. Antonius.

Hohentengen: Antonius Kapelle

sophieinnmann.com

 

Grenzgeflüster, 2 Strassenlaternen manipuliert, 2021, Kaiserstuhl und Hohentengen

Esther Kempf

Künstlerin
 

(*1980) Der Raum und wie er wahrgenommen wird, die Worte, mit welchen Orte, Gegenstände und Geschehnisse beschrieben werden, sind häufig Ausgangpunkt ihrer Werke. Esther Kempf arbeitet experimentell und stark auf ihr Umfeld reagierend. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

Grenzgeflüster

Installation, 2 Strassenlaternen manipuliert, 2021

In den späten Abendstunden nach Sonnenuntergang entfaltet die Arbeit von Esther Kempf ihre volle Poesie und ihre geheimnisvolle Leuchtkraft. Unweit der Grenzbrücke steht beidseits des Rheins eine flackernde Laterne im Austausch mit ihrem Gegenüber. Gottfried Keller, dessen romantisch-historische Novelle Hadlaub nur einen Steinwurf entfernt ihren Anfang nimmt, hätte an diesem Kunstwerk wohl seine helle Freude gehabt. Wie zwei unglücklich getrennte Liebende harren die Laternen im sehnsüchtigen Zwiegespräch am Ufer aus. Oder sind wir etwa auf falscher Fährte? Werden wir gerade Zeugen der klandestinen Nachrichtenübertragung einer Schmugglerorganisation? Gut getarnt wäre die subtile, in die Umgebung eingebundene, ja mit ihr verwachsene Lichtinstallation auf jeden Fall. In welcher kryptischen Sprache die zwei unterschiedlichen Laternen auch flüstern mögen, ihr Austausch scheint nicht abzureissen. Dieser Dialog macht die Grenze nicht nur spürbar, sondern verweist gleichzeitig auf die Voraussetzung für deren Überwindung.

Kaiserstuhl und Hohentengen: Ufer bei der Rheinbrücke

estherkempf.com

 

ESCALE, Performance (24.07. - 31.07.2021), Hohentengen

Marinka Limat

Künstlerin
 

Marinka Limat(*1983) schafft Kunstwerke der Begegnung. Im Mittelpunkt ihrer Praxis steht das «Zwischen-Menschliche». Mit ihrer Arbeitsweise bewegt sie sich an den Grenzen des Performativen: Zu Fuss legt sie lange Strecken im Namen der Kunst zurück („Kunst-Pilger-Reise“, 2013/-15/-17), oder sie bringt Kunst in den Alltag der Menschen („ESCALE – Aktionsraum“, Kunstplätze Bern, 2019). Marika Limat lebt in Freiburg (CH).

ESCALE

Performance [24. – 31.07.2021], 2021

Im Rahmen von ESCALE (frz. Zwischenhalt) findet die Kunst der Begegnung statt. Die Performerin Marinka Limat lädt dazu ein, mit ihr ins Gespräch zu kommen und in der Begegnung mit dem Anderen neue Brücken zum Gegenüber und zu sich selber zu schlagen. Ihr mobiler Pavillon macht vom 24. – 31. Juli auf dem Rathausplatz in Hohentengen halt und ist offen für alle. Er schafft einen Ort, an dem ausgehend von der Legende des Brückenheiligen Nepomuk gemeinsam fabelhafte Geschichten gesponnen und neue Bilder erschaffen werden können. Diese verwebt und übersetzt Limat zu einer farbenfrohen Collage. Als Spur der Begegnungen ist diese im weiteren Verlauf der Triennale auf der gedeckten Holzwand beim Rathausplatz zu entdecken, ebenso wie die Postkartenserie, die Marinka Limat im öffentlichen Raum in Umlauf bringt.

ESCALE unterstreicht nicht nur die Bedeutung des öffentlichen Raums als Ort des Austauschs und Miteinanders – wie wir ihn in letzter Zeit schmerzlich vermisst haben –, sondern auch seine Funktion als Geburtsort neuer Mythen und Geschichten. Und vielleicht erinnert uns die Arbeit von Limat auch daran, dass in der Offenheit und dem Mut zur Begegnung mit dem Anderen die schönsten und reichhaltigsten Erzählungen wurzeln

Hohentengen: Rathausplatz

www.marinkalimat.ch
www.kunst-pilger-reise.ch

 

The Crash, Trompete, Autoblech; Videoprojektion, 2021 in Hohentengen

Michael Meier & Christoph Franz

Künstler-Duo
 

Michael Meier (*1980) und Christoph Franz (*1982)

Michael Meier & Christoph Franz arbeiten als Künstlerduo in Zürich und haben an der Kunstuniversität Linz und an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. Orte und ihre gesellschaftlichen, historischen sowie politischen Prägungen sind Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Praxis. In sorgfältigen recherchebasierten Prozessen eignen sich die Künstler diese Orte an und nehmen mit konzeptionellen Arbeiten darauf Bezug. Michael Meier stammt aus Wiener Neustadt (AT) und Christoph Franz aus Singen (DE), aktuell leben und arbeiten beide in Zürich.

The Crash

Zweiteilige Arbeit: Trompete, Autoblech; Videoprojektion, 7 min, 16:9, mit Ton, beide 2021

In modifizierten Autos mit aufwändig konstruierten Verstecken werden illegale Waren über die Grenze geschmuggelt. Die Zollbehörden dürfen solche Fahrzeuge konfiszieren und nach Abschluss des Verfahrens verschrotten. Die Grenze als Bedingung und Schlüsselstelle im Schmuggelbusiness bildet den Ausgangspunkt für die künstlerische Reise von Michael Meier & Christoph Franz, die mit ihrer Recherchen basierten Praxis unerwartete Zusammenhänge herstellen und packende Geschichten erzählen: Nachforschungen führten die Künstler zu einem Auto, das im Grenzabschnitt Hochrhein beschlagnahmt wurde und in dem eine grössere Menge an Streckmitteln für Kokain versteckt war. Das Stahlblech dieses Autos sollte als Ausgangsmaterial für die Herstellung einer Trompete dienen. Mit Instrumentenbauer Andreas Klinspor fanden Meier & Franz einen kompetenten Fachmann, der die Herausforderung annahm, Autoblech in ein Instrument zu transformieren. In Anlehnung an das legendäre Album von Miles Davis On the Corner erkundete der Trompeter Silvan Schmid schliesslich die ungewöhnliche Klangcharakteristik dieses Instruments. Das experimentelle Album stiess seinerseits auf viel Kritik und erfuhr erst viele Jahre später als Wegbereiter verschiedener Musikstile wie Minimal Music und Drum ‚n‘ Bass Anerkennung. Das Erscheinungsjahr 1972 markierte eine Phase des Umbruchs im Leben des Jazz-Pioniers: Er kämpfte mit gesundheitlichen Problemen, trennte sich von seiner Lebensgefährtin und konsumierte intensiv Kokain. Miles Davis bleibt in Erinnerung als einer der einflussreichsten Jazz-Musiker, der immer wieder Stilgrenzen überwand.

Hohentengen: Hauptstrasse 17 

meierfranz.net

 

anreinern, Hörstück, 2021

Natalie Obert

Künstlerin
 

(*1981 in Villingen-Schwenningen) Die Künstlerin durchforstet und beschreibt mit einer hohen Sensibilität und oftmals minimalen aber präzisen Interventionen Orte und Räume sowie deren soziale Implikationen. Ihre Praxis ist nicht selten kollaborativ angelegt. Natalie Obert lebt in Berlin und hat ihre Ausbildung u.a. an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Karlsruhe sowie am Institut für Kunst im Kontext, UdK Berlin absolviert..

anreinen

Hörstück, Faltkarte 2021

Grenzüberschreitende Familienbande und Liebesbeziehungen, grenzüberschreitende Geschäftsbeziehungen und Freizeitvereine, verbindende Sorgen und Freuden: Auf ausgedehnten Spaziergängen, in der Auseinandersetzung mit historischen Quellen, vor allem aber aus der Essenz zahlreicher persönlicher Gespräche mit Menschen aus Hohentengen und Kaiserstuhl hat Natalie Obert ein intimes Porträt dieser Grenzregion gewoben. Sie lässt uns ihre Momentaufnahme in Form eines anregenden Hörspaziergangs erleben, der keiner festgelegten Route folgt, sondern uns einlädt, die verschiedenen Erzählungen mit deren Spuren im realen Raum abzugleichen. Unterstützt wird diese überraschende Entdeckungsreise durch eine von der Künstlerin gestaltete sozio-geografische Karte, die an einigen Schauplätzen der Erzählung und an den Triennale-Infopoints aufliegt. Wir tauchen ein in die Geschichte(n) von Menschen und Orten und erfahren, was sie seit jeher über die Grenze hinweg verbindet. In einer Zeit, die von schrecklichem Leid an zahlreichen Grenzen geprägt ist, mag Oberts Arbeit also auch ein bisschen für die trotzige Hoffnung stehen, dass manche Grenzen geschaffen wurden, um gemeinsam ignoriert oder überwunden zu werden.

Hohentengen: Bushaltestelle Kath. Pfarramt

natalie-obert.de

Mehr Infos unter: MITMACHEN

 

exploring horizons, Installation, Kaiserstuhl, 2021

SanNa Reitz & Konstantin Friedrich

Künstler*in-Duo
 

Das Künstlerduo Konstantin Friedrich (*1986) und Sanna Reitz (*1985), reagiert in seinen Arbeiten oft auf vorgefundene Situationen im öffentlichen Raum. In das alltägliche Leben integriert, mit Formen und Funktionen spielend, stellen ihre vielschichtigen Werke unerwartete Bezüge her und lassen uns Bestehendes neu entdecken. Friedrich und Reitz haben an der Staatlichen Akademie für bildende Künste in Karlsruhe studiert.

exploring horizons

Installation, Holz, Plastik, Seil, 2021

Holz, Seil und blaue Plastiktonnen – ein Materialdepot der Möglichkeiten, das zum Aufbruch zu neuen Horizonten ermuntert? Ein Verweis auf das Vergangene, auf gewonnene und vielleicht auch wieder verlorene Freiheit? Der Installation von Sanna Reitz und Konstantin Friedrich ist eine Reise auf dem Rhein eingeschrieben. Von Hohentengen bis nach Basel haben sie sich treiben lassen und die Kontrolle wie auch die Dauer der Aktion bewusst dem Fluss überlassen. Gemäss dem Motto «der Weg ist das Ziel» förderte die entschleunigte Fortbewegung die Erforschung des Zeitraums, der sich zwischen ihnen und dem Horizont aufspannte, und offenbarte damit vielleicht auch einen Blick hinter den Horizont der täglichen Routine von Künstler:innen. Deren zuweilen eng getakteter Alltag ist heute entgegen den Klischees vom künstlerischen Müssiggang und dem Warten auf den Kuss der Muse nicht selten von einem ausgeprägten Arbeitsnomadentum geprägt. Ist die Kunstsphäre weniger ein Gegenentwurf, wie so gerne behauptet wird, sondern ein Spiegel der Gesellschaft? Auf jeden Fall wirkt die gezielte Verortung der Arbeit exploring horizons an der Kantonsstrasse in Kaiserstuhl neben dem vielbefahrenen Kreiselverkehr nur auf den ersten Blick absurd. Sie stellt uns grundsätzliche Fragen und kann als Aufforderung an alle gelesen werden, wieder einmal den Fuss vom Gas zu nehmen.

Kaiserstuhl: Badenerstrasse 129

 

ASYLUM, mobile Skulptur, Kaiserstuhl und Hohentengen, 2021

Pfelder

Künstler
 

(*1965) Der öffentliche Raum ist der bevorzugte Aktionsraum von Pfelder, der seine von einem ausgeprägten Interesse für gesellschaftspolitische Themen getriebenen Arbeiten oft zu einem partizipativen Ereignis macht. Seine oft humorvollen und poetischen Eingriffe in bestehende Situationen bieten dabei einem diversen Publikum verschiedene Zugänge zu seinen hintersinnigen Arbeiten. Pfelder lebt und arbeitet in Berlin (DE). Für die Hochrheintriennale hat Pfelder bereits drei Gästezimmer aus Dachlatten gebaut.

ASYLUM

Mobile Skulptur, Holz, 2021

Die Arbeit ASYLUM, eine bewohnbare Skulptur in Form eines kleinen Hauses aus recyceltem Holz, pendelt im Wochenrhythmus zwischen zwei Standorten, einem in der Schweiz und einem in Deutschland. ASYLUM kann von jeweils zwei Personen für eine kostenlose Übernachtung gebucht werden. Steht das Haus in Kaiserstuhl, können dort alle übernachten, ausser Schweizer:innen. Steht es in Hohentengen, so steht es dort allen frei, nur nicht Deutschen Bürger:innen. Pfelder spielt damit vordergründig auf den regional bedeutenden Wirtschaftsfaktor Tourismus an. Der Titel der Arbeit weist aber schon darauf hin, dass der Künstler nicht im Sinn hat, das lokale Angebot an Freizeitunterkünften zu bereichern.

Die sorgfältig konstruierte Kleinarchitektur erinnert zwar an die freiwillige Reduktion auf das Nötigste bei trendigen Tiny Houses oder an Kleingartenidyllen, die mehrfache Umplatzierung und Rückverschiebung der Skulptur stellt jedoch die Frage, wieviel Schutz ein Asyl bietet, das immer wieder seinen Standort und seine Zuständigkeit wechselt. ASYLUM steht einmal in Kaiserstuhl am Platz vor der Kirche und dem Spittel, das ursprünglich eine Unterkunft für Reisende war und bis vor Kurzem als Altersheim genutzt wurde. Dann wieder ist es in Hohentengen vor der Pension Hartenstein gegenüber dem Gefallenendenkmal stationiert. Je nachdem wo wir es entdecken, klingen andere Assoziationen an. Auf beiden Seiten des Rheins jedoch kontrastiert die Skulptur unsere privilegierten Verhältnisse und appelliert an unsere Verantwortung gegenüber den Mitmenschen.

Hohentengen: Hauptstrasse 3 / Kaiserstuhl: Kirchplatz

pfelder.de

 

Künstlerische Leitung


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Alain Jenzer

Künstlerische Leitung
 

(*1974 in Vancouver CA) hat 2010 an der Hochschule der Künste in Bern (HKB) den Master in Contemporary Arts Practice abgeschlossen und zuvor Landschaftsarchitektur an der Hochschule für Technik in Rapperswil studiert. Er war von 2010 bis 2012 in der Forschung und Lehre an der HKB und der HSLU tätig und 2013 – 2018 Mitglied der Kunstkommission der Stadt Bern sowie 2018 Jurymitglied des Kunstplätze Wettbewerbs der KiöR Kommission der Stadt Bern. Alain Jenzer hat zahlreiche Kunst und Bau Wettbewerbe begleitet und als Künstler an solchen teilgenommen. Seit 2008 ist er im In- und Ausland als Künstler und als Kurator vorwiegend von ortspezifischen Kunstprojekten im öffentlichen Raum tätig (nomad-project.ch/ felix-project.ch). Alain Jenzer lebt mit seiner Familie in Bern.

 
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Franz Krähenbühl

Künstlerische Leitung
 

(*1978 in Bern, CH) Studium der Kunstgeschichte, Universität Bern; Kunst und Vermittlung, Hochschule für Kunst und Design Luzern (HSLU). Projektleiter des internationalen Netzwerks InOctober an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), Dozent für Kunstgeschichte, Kunst im öffentlichen Raum, Methodik und Recherchetechniken an der F+F Schule für Kunst und Design Zürich, der Schule für Gestaltung und Kunst Bern (SfGB-B) und der Hochschule der Künste Bern (HKB). Künstlerischer Co-Leiter der Shedhalle Zürich und Mitglied der Kommission Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Bern. Er lebt in Bern und arbeitet in Bern und Zürich.

 

Vereine/Kontakte


Verein Kulturbrücke
Kirchplatz 41
CH-5466 Kaiserstuhl

Vorstand:
Claudia Meierhofer, Präsidentin (CH)
079 139 52 53
Ruedi Weiss, Kasse (CH)
079 207 59 52
Daniel Hertli, Projektleitung Hochrheintriennale 2024 (CH)
078 704 30 46

Mitglieder:
Martin Benz (D)
Johanna Bober (D)
Christian Burkard (D)
Rosi Dreyer (D)
Valetin Egloff (CH)
Robert Ritzmann (CH)
Irene Schneider-Ritzmann (CH)
Cyrill Tait (CH)
Annette Tschenscher (D)
Mechthild Wagner (D)
Marieanne Zimmermann (CH)


Verkehrs- und Kulturverein Hohentengen
Fluhstraße 2
D-79801 Hohentengen a. H


Auskünfte für Hohentengen:
Tourist Information
Birgit Zimmermann
touristinfo@hohentengen-ah.de
+49 774 28 53 50


Kontakt für Schulen und Vermittlung:
Annette Tschenscher (für D)
Alain Jenzer (für CH)


Künstlerische Leitung, Hochrhein Triennale 2024:
Alain Jenzer
Franz Krähenbühl


Gründung des Vereins Kulturbrücke 2019
v.l.n.r.: Ruedi Weiss, Christian Burkard, Rosi Drayer, Claudia Meierhofer, Daniel Hertli, Robert Ritzmann, Martin Benz, Mechthild Wagner

 

Gründung des Vereins Kulturbrücke
v.l.n.r.: Ruedi Weiss, Christian Burkard, Rosi Drayer, Claudia Meierhofer, Daniel Hertli, Robert Ritzmann, Martin Benz, Mechthild Wagner

 

Claudia Meierhofer
Präsidentin

Daniel Hertli & Mechthild Wagner
Initiant/Initiantin Hochrheintriennale
Kulturkommission

Martin Benz
Bürgermeister Hohentengen a. H. (D)
Aktivmitglied

Ruedi Weiss
Stadtammann Kaiserstuhl AG (CH)
Aktivmitglied

Christian Burkard & Robert Ritzmann
Aktivmitglieder/Revisoren

Rosi Drayer, Valentin Egloff, Irene Schneider-Ritzmann
Aktivmitglieder